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31. Juli 2010

Gefangen in der Zeit – Ein Blick auf Afghanistan

Interview mit dem Kriegsberichterstatter Michael Yon


Während sich die politische Spitze der ISAF und afghanische Führer in Kabul trafen, um über die Zukunft des kriegszerrütteten Landes und über Abzugstermine zu beraten, hält die prekäre sicherheitspolitische Lage für die Soldaten in den Militärlagern und die afghanische Bevölkerung bis weit in die abgelegenen Dörfer an. Einer der wenigen, unabhängigen Journalisten, der regelmäßig das tägliche Leben vor Ort und seine Herausforderungen beleuchtet, ist der Kriegsberichterstatter und Autor Michael Yon.* Bis zu seiner Entlassung im April 2010 arbeitete er als „Embedded Journalist” bei den amerikanischen und britischen Truppen und lieferte seiner Leserschaft detaillierte Hintergrundberichte der beiden Kriege im Irak und in Afghanistan. Danach führten ihn seine Reisen unter anderem nach Thailand, von wo aus er inmitten der schweren Unruhen in Bangkok packende Reportagen und beeindruckende Bilder der Ereignisse um die Welt schickte. Gegenwärtig ist er in der Vorbereitung einer neuen Tour zu den Truppen in Afghanistan. Dort wird er wieder von aktuellen Entwicklungen berichten und Einschätzungen geben, was sowohl von militärischer als auch ziviler Seite zu tun ist.


NvK: Seit Ihrer Abreise im April hat sich in Afghanistan einiges verändert. Erwarten Sie eine veränderte Atmosphäre im Land und einen Stimmungswandel bei den stationierten Truppen?

Michael Yon: Natürlich erwarte ich einige Veränderungen. Noch im April habe ich ein Sinken der Moral der Truppen unter General Stanley McChrystal verspüren können. Ich weiß nicht, ob sie unter dem neuen Befehlshaber General David Petraeus wieder gestiegen ist. So ein Prozess wird meiner Erfahrung nach einige Zeit dauern. Meist ist die Erfahrungswelt der Soldaten und die der befehlshabenden Generäle meilenweit voneinander entfernt. Insbesondere die Kampftruppen im Gefecht leben in existenziellen Grenzsituationen und meist von Tag zu Tag. Manche von ihnen kämpfen sieben Tage die Woche. Glauben sie mir, die meisten kommen gar nicht dazu, die Nachrichtenlage zu verfolgen. Das geht so weit, dass ich annehme, dass einige Soldaten erst nach und nach realisiert haben, dass ein Wechsel der Kommandospitze stattgefunden hat. Die kämpfende Truppe urteilt nach dem Handeln und nicht nach Worten, da auch im Feld ihr Leben vom richtigen Handeln der Akteure abhängig ist.

NvK: Gehen die Bemühungen zur Aufstandsbekämpfung (Counterinsurgency, COIN) Ihrer Meinung nach in die richtige Richtung?

Yon: Die Frage nach dem, was wir von diesem Einsatz erwarten können, und eine realistische Einschätzung, was erreichbar ist, ist unabdingbar. In Afghanistan bleibt sie jedoch unbeantwortet und man scheint diesbezüglich bislang gescheitert zu sein. Auch im Irak war dies lange Zeit der Fall, doch es gelang uns, die Situation umzudrehen.

Zum großen Teil ist dieser Umstand der Arbeit von General Petraeus und seines Stabes zu verdanken. Afghanistan jedoch ist anders. Ich bin mir sicher, dass auch die aus Afghanistan heimkehrenden deutschen Soldaten bestätigen, sie seien gerade einer Art „Jurassic Park“ entronnen. Es ist jedenfalls etwas, das auch nicht in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren wesentlich besser aussehen wird – wahrscheinlich wird es sogar ein Jahrhundert dauern. Aus diesem Grund sollte man sich realistische Ziele setzen und entsprechend seine Erwartungen formulieren.

Wir haben in der letzten Zeit immer mehr davon gehört, dass ein Abzug oder wenigstens eine Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Streitkräfte bis 2014 anvisiert wird. In Wirklichkeit ist dies völlig absurd. Das wird so nicht passieren. Unser Beitrag an einer erfolgreichen Mission in Afghanistan wird wahrscheinlich in vielen Jahrzehnten gemessen werden.

NvK: Afghanistan ist auch zu einem Medienkrieg geworden. Wer gewinnt den Krieg um die Herzen der Menschen und ihre Unterstützung für die Mission?

Yon: Im Moment würde ich sagen, gewinnen eher die Taliban als wir. Die Resignation und Müdigkeit des Westens gegenüber Afghanistan ist groß. Viele Menschen in Europa und Nordamerika haben eine relativ gleichgültige Haltung gegenüber dem Land. Die meisten sehen die einzige unmittelbare Verbindung zu ihrer Wirklichkeit in der Gefahr des islamistischen Terrorismus. Jahrhundertelang war Afghanistan ein weißer Fleck auf unserer Landkarte. Das änderte sich mit dem 11. September 2001. Dennoch verursachen die ständig wachsenden Kosten – besonders die von Menschenleben – eine zunehmende Kriegsmüdigkeit.

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Taliban und andere aufständische Gruppen besonders clevere Medienexperten sind. Vielmehr scheint es als seien wir langsam an einem Punkt angekommen, an dem wir reif für den Abzug geworden sind. Hinzu kommt, dass unsere sogenannten Experten wenig bis gar keine Ahnung von der Lage im Land haben und schlicht inkompetent sind.

NvK: Mit welchen Denkmustern ist die Koalition innerhalb der afghanischen Bevölkerung konfrontiert?

Yon: Ich will dafür ein Beispiel geben: Die Afghanen und andere Völker der Region betrachten die Zeit in völlig anderen Kategorien als wir. Wir würden zum Beispiel sagen „Punkt 8:00 Uhr werden wir da sein“. Viele Afghanen wissen jedoch nicht einmal, wann sie geboren sind. Wenn nun unsere Soldaten in die Dörfer kommen, sammeln sie alle möglichen persönlichen und biometrischen Daten über die Menschen. Auf die Frage wie alt sie seien, können viele Afghanen jedoch keine präzise Antwort geben. Was sie jedoch sicher wissen ist die Jahreszeit, in der sie geboren sind. So würden sie zum Beispiel sagen, dass sie in der Erntezeit geboren sind.

Im Moment plant der Westen eine Übergabe der Verantwortung an die afghanischen Streitkräfte und einen Abzug der Truppen bis 2014. Mit der Lebenswirklichkeit der Afghanen hat dies wenig zu tun. Für sie sind die ländlichen Rhythmen bestimmend. Sie bestellen ihre Felder, ernten und sind vom Lauf der Jahreszeiten abhängig. Viele Soldaten werden ihnen bestätigen, dass das Leben in Afghanistan sehr mittelalterlich wirkt. Nach dem afghanischen Kalender zählen wir das Jahr 1389. Also wird der Abzug im Jahr 1393 sein.

Ich bin schon durch viele Länder gereist – Afghanistan ist mit Sicherheit eines der rückständigsten, die ich gesehen habe. Es ist keinesfalls eine primitive Kultur. Ganz im Gegenteil, die Kultur ist in der Gesellschaft stark verankert und die Menschen haben ihre ganz eigene Lebensweise entwickelt, um mit den schwierigen Bedingungen, im Land umzugehen. Die Kultur basiert auf mündlichen Überlieferungen aus Büchern und Geschichten – das Wissen jedoch bleibt in einer bestimmten Zeit gefangen.

NvK: Im Juli hat General Petraeus das Kommando der Truppen in Afghanistan übernommen. Kein anderer Journalist kennt ihn so gut wie Sie. Denken Sie, er kann die gelernten Lektionen aus dem Irakkrieg auch bei seinem neuen Posten anwenden und damit zu einer erfolgreichen Mission am Hindukusch beitragen?

Yon: General Petraeus ist ein brillanter Stratege und hat schnell erkannt, dass er es hier mit einer völlig anderen Situation als im Irak zu tun hat. Das muss ihm hier niemand erklären, tatsächlich ist er der Bote dieser Erkenntnis. Wenn es etwas gibt, was man aus Aufstandsbekämpfung lernen kann, dann, dass sie jedes Mal sehr unterschiedlich und anpassungsfähig sein muss.

Gleichzeitig gibt es aber auch Gemeinsamkeiten gibt. Um in einer solchen Umgebung agieren zu können, bedingt es schon eines genialen Strategen. Auf der einen Seite muss der Kampf konsequent geführt werden, andererseits muss man erkennen können, wo dies zu vermeiden ist. Das gilt besonders für die verschiedenen sozialen und kulturellen Aspekte. Zudem ist es nur mit dem entsprechenden Personal umzusetzen, das die Notwendigkeiten erkennt und sie konsequent umsetzt.

General McChrystal war diesen Aufgaben in Afghanistan nicht gewachsen. Was nicht heißt, dass er nicht ein großartiger Befehlshaber ist. Wenn mit harten Bandagen gekämpft wird, ist er in seinem Element. Das für diesen Krieg notwendige sensible strategische Feingefühl fehlt ihm jedoch.

Ähnliches gilt für Brigadegeneral Daniel Ménard (Kanada) der oft über seine eigenen Füße stolperte, was zu seiner Entlassung und einem Ermittlungsverfahren gegen ihn geführt hat. Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen diesem Konflikt und den konventionellen Kriegsszenarien. Wir müssen daher lernen, unsere Fehler nicht immer zu wiederholen. Dazu gehört zum Beispiel, dass viele Probleme nicht einfach mit Geld zu lösen sind. Es muss auch intelligent eingesetzt werden. Als die deutschen Truppen im März diesen Jahres Verluste zu beklagen hatten, beschloss man in Berlin, schweres Gerät nach Afghanistan zu entsenden.

Dabei hat man verkannt, dass die Taliban sich von schwer gepanzerten Fahrzeugen wenig beeindrucken lassen.

NvK: Die Angriffe auf deutsche Truppen haben zu einer harten Diskussion in der Heimat geführt. Der Verteidigungsminister musste zum ersten Mal zugestehen, dass man es mit kriegsähnlichen Zuständen zu tun hat.

Yon: Wir Amerikaner haben etwas Ähnliches erlebt, als wir unsere Truppen Anfang der Neunziger aus Somalia zurückziehen mussten. Unsere Politiker hatten sich der Einsicht verweigert, dass wir uns in einem ernsten Kampfeinsatz befanden und dafür auch die entsprechende Ausrüstung notwendig war. Unsere Soldaten waren nicht adäquat bewaffnet. Ähnliches haben wir bei den Briten in der irakischen Stadt Basra erlebt und nun sehen wir es in Afghanistan. Als ich im letzten Jahr mit den britischen Truppen unterwegs war, versuchten sie immer wieder klar zu machen, dass sie nicht in einem Krieg seien. Sie sagten immer wieder: „Das hier ist kein Krieg. Ich weiß nicht, was es ist. Wir werden jeden Tag angegriffen und kämpfen sieben Tage die Woche.“ Nun sehen wir die Deutschen in ihren gepanzerten Fahrzeugen denselben Fehler machen.

Als ich 2007 mit den britischen Truppen in Basra unterwegs war, wurde einer der Panzer schwer getroffen und ich berichtete darüber. Die Briten dachten damals, die Panzer seien unverwundbar und ihre Schutzhülle sei nicht zu durchdringen. Zur gleichen Zeit wurden unsere gepanzerten Fahrzeugen durch IEDs in tausend Stücke gerissen. Die Vorstellung, allein durch Panzerung sei uns geholfen, ist ein Trugschluss. Wenn die Taliban erkennen, dass die Bomben und Sprengfallen, die sie bauen, zu klein sind, nehmen sie einfach mehr Sprengstoff. Manchmal kommt es also durchaus auf die Panzerung an, manchmal jedoch auch darauf, schnell die Beine in die Hand zu nehmen.

Ein weiteres Problem sind die Einsatzregeln. Als ich im Jahr 2006 in zwölf verschiedenen Artikeln darüber berichtete, dass wir den Krieg in Afghanistan verlieren und dass es in Afghanistan möglicherweise schwieriger als im Irak werden würde, glaubte mir das niemand. Ich habe dafür von amerikanischer Seite viel Kritik einstecken müssen. Teil des Problems waren also die Einsatzregeln, die jedes Mal verschärft wurden, wenn Zivilisten getroffen wurden und wir dafür bezahlen mussten. Damals hätten sie dringend geändert werden müssen, da sie der Moral der Truppen schadeten. Die Soldaten fühlten, dass sie sich nicht entsprechend verteidigen konnten.

2009 sagte mir einer der gutvernetzten Afghanen, dass die Aufständischen gezielt die Deutschen ins Visier nehmen würden und bestimmte Routen im deutschen Verantwortungsbereich sperren würden. Dies wurde wiederholt Teil ihrer Strategie gegenüber den Deutschen. Der Verlust an Rückhalt innerhalb der afghanischen Bevölkerung hat zwangsläufig zu einer sinkenden Moral der Truppe. Ich kann ihnen versichern, dass die Angriffe für die Soldaten absolut traumatisch sind. Feuergefechte sind schon sehr hart, aber das ist nichts gegen das Trauma durch Bomben und Sprengfallen. Wenn sich solche Bilder in den Köpfen der Kameraden festgesetzt haben, fällt es natürlich schwer, den Einsatzregeln zu folgen. Andererseits weisen diese Regeln den Soldaten an, sich für die Sicherheit seiner Kameraden und zukünftiger Soldaten wenn nötig in Gefahr zu bringen.

Gleichzeitig bezahlen heute die Soldaten teilweise für Fehler, die im Jahr 2003, 2004 oder 2005 gemacht worden sind. Fehler haben also einen kumulativen Effekt – ganz besonders in Afghanistan, wo Rache und die Wiederherstellung des Ehrgefühls ein wichtiger Teil der Kultur sind. Unsere Soldaten sind hervorragend ausgebildet und hochgradig diszipliniert – die unvermeidbaren und vermeidbaren Fehler addieren sich jedoch.

NvK: Die von ihnen beschriebene Situation ist den Menschen hier in Europa und Nordamerika schwierig zu erklären. Wie ist die Stimmung und der Rückhalt für die ISAF-Mission in der afghanischen Bevölkerung?

Yon: Vieles spricht dafür, dass es in der Bevölkerung ein Umdenken gibt. Viele Afghanen hegen eine tiefe Abneigung gegenüber den Taliban. Ich habe einige private E-Mails aus Afghanistan erhalten, in denen es um die Entführung und Geiselnahme eines jungen Mannes durch Talibankämpfer geht. Er wird gefoltert und man hat ihm gestern die Finger abgeschnitten. Solche Dinge passieren nicht nur ab und an mal, sondern jeden Tag. So wächst der Hass der Bevölkerung gegenüber den Taliban.

NvK: In Ihrem Buch „Moment of Truth in Iraq“ beschreiben Sie das „Awakening of Anbar“. Ist ein vergleichbarer Aufstand der Bevölkerung gegen die Taliban in der gegenwärtigen Situation in Afghanistan möglich?

Yon: Von einem anthropologischen Standpunkt sind die Stämme in Afghanistan im Vergleich zu denen im Irak trotz einiger Gemeinsamkeiten sehr verschieden. Während der amerikanischen Invasion von Afghanistan im Jahr 2001 gab es schon so etwas wie einen Aufstand einiger Stämme gegen die Taliban. Wir haben sie natürlich dabei unterstützt und sie hatten ihren Anteil an dem frühen militärischen Erfolg der Invasion. Als wir uns jedoch immer mehr dem Irak zuwendeten haben wir diese Verbündeten sträflich vernachlässigt und sie wurden von den Taliban wieder in die Defensive gezwungen. Der Hydra Taliban sind also die abgeschlagenen Köpfe wieder nachgewachsen. Fast ein Jahrzehnt des Krieges verging und Kinder, die damals 8 Jahre alt waren, sind jetzt mit 16 Jahren zu Talibankämpfern herangewachsen.

Klar ist, dass das ISAF-Kontingent viel zu klein ist, um die notwendige Präsenz herzustellen. Für einige Provinzen haben wir wenig bis gar keine Truppen, wie Ghor und Bamiyan. Die Politik spricht nun davon, einige der Provinzen bis Juli 2011 in afghanische Verantwortung zu übergeben. Das ist viel Lärm um Nichts. In Wirklichkeit gibt es da ja nicht viel zu übergeben, da wir dort gar nicht richtig präsent sind. Es wird nicht mehr als eine kleine Truppenverschiebung sein, von den Politikern werden wir jedoch Mitte 2011 hören, dass wir dort nun unter Pauken und Trompeten abgezogen seien.

NvK: Präsident Karzai hat kürzlich bei der Kabuler Sicherheitskonferenz bekannt gegeben, Afghanistan werde sich ab 2014 um seine eigene Sicherheit kümmern. Er hat dafür viel internationale Unterstützung erhalten. Ist dieses Vorhaben realistisch in Anbetracht der vielen Probleme der Regierung bezüglich Korruption, des Drogenhandels und des Ausbildungsdefizits der Beamten und Sicherheitskräfte?

Yon: Das ist überhaupt nicht realistisch. Ich weiß nicht, wann wir wirklich die Verantwortung übergeben werden. Vielleicht in zwanzig oder dreißig Jahren. Sicher aber nicht im Jahr 2014. Die Strukturen sind einfach noch nicht so weit, als dass sie diese Belastungsprobe bestehen würden. Schauen Sie sich die Bundeswehr an, die heute eine der am besten ausgebildeten und ausgerüsteten Armeen der Welt ist. Sie hat diesen Stand sicher nicht innerhalb von zwanzig Jahren erreicht. Es brauchte Generationen, um entsprechende Strukturen und Personal aufzubauen. In Afghanistan haben wir bei null begonnen und stehen noch in den zaghaften Anfängen. Ganz abgesehen davon, dass die Voraussetzungen mit Deutschland nicht zu vergleichen sind. Der Begriff „Wiederaufbau“ wird dabei von allen beteiligten Nationen inflationär missbraucht.

Natürlich könnten die Vereinigten Staaten und andere Mitglieder des ISAF-Verbandes nach der Übergabe im Fall des Falls den afghanischen Streitkräfte zur Seite stehen. So braucht sich Afghanistan sicher nicht um den Aufbau von einer größeren Luftstreitkraft, einer ballistischen Luftabwehr und Kapazitäten gegen äußere Gefahren bemühen. Sie sind jedoch noch weit davon entfernt, ihr eigenes Territorium zu sichern. Wenn ich mich recht erinnere, haben die irakischen Streitkräfte die eigene Landeshoheit erst 2008 erreicht. Gleichzeitig hatte der Irak als hochentwickeltes Land ganz andere Bedingungen als Afghanistan. Das irakische Bildungssystem sowohl im schulischen als auch im universitären Bereich war hervorragend und landesweit zugänglich. Anstatt des Korans wurde dort Mathematik und sogar Englisch gelehrt. In Afghanistan bleiben solche Strukturen weitestgehend ein Traum.

NvK: Der ehemalige Harvard-Professor Robert Blackwill stellte kürzlich ein Papier vor, in dem die Idee einer Trennung Afghanistans in einen „sicheren“ Norden und einen „problembehafteten“ Süden entworfen wird. Sind ihrer Einschätzung nach solche Entwürfe realistisch oder würden sie wiederum zu neuen Problemen führen?

Yon: Darüber habe ich sehr viel mit Afghanen und Ausländern, die schon lang in Afghanistan leben, diskutiert. Interessanterweise kam ja eine ähnliche Diskussion 2005 im Irak auf. Eine Spaltung des Landes in einen schiitischen, sunnitischen und kurdischen Teil wurde von vielen Irakern als abwegig erklärt. Sie verstanden sich als Einheit.

Viele Afghanen glauben jedoch, es sei keine schlechte Idee, das Land aufzuteilen, das immer am Rande eines Bürgerkrieges stand oder sich in einem befand, wie vor und nach der sowjetischen Invasion. Die Chance, dass das Land in einem solchen Konflikt auseinanderbricht, ist groß. Ich habe mir aber noch keine abschließende, persönliche Meinung zu diesem Thema gemacht. Meine geplante Tour durch Afghanistan wird mir dabei sicher helfen und ich werde wieder mit vielen darüber sprechen. Auf jeden Fall scheint diese Option realistischer als im Irak.

NvK: Sie sind jahrelang mit den Truppen durch Afghanistan mitgereist. Sind die ISAF-Truppen für ihre Mission hinreichend ausgerüstet und welche Unterschiede sehen Sie in dem Ausrüstungsstand der verschiedenen beteiligten Nationen?

Yon: Es gibt riesige Unterschiede. Die US-Truppen sind üblicherweise sehr gut ausgerüstet. Das einzige, worüber sich der amerikanische Soldat beschweren kann, ist, dass das M16 mit seiner 5,56 mm Munition zu schwach ist. Aber das ist etwas, was fast jeder weiß. Natürlich gibt es in den abgelegenen Militärlagern auch immer wieder Versorgungsengpässe. Aber das ist ganz natürlich in einer Konfliktsituation.

Die britischen Truppen jedoch sind nicht so gut ausgerüstet. Es ist fast so, als würde mit den britischen Truppen wie mit Zivilmitarbeitern umgegangen. Ich habe den größten Respekt vor den britischen Soldaten und ihre Lage regt natürlich auf, obwohl ich Amerikaner bin. Das Fehlen von Helikoptern schränkt die Briten besonders ein. Wenn man nicht genug Truppen hat, um in diesem riesigen Land zu operieren, muss man zumindest fähig sein, seine Kapazitäten schnell zu verlagern. Das Fehlen von Transporthubschraubern und adäquater Feuerunterstützung in Verbindung mit politischem Druck führt dazu, dass Soldaten nur noch in ihren schwer gepanzerten Fahrzeugen herum patrouillieren und den Kontakt zur Bevölkerung verlieren, den sie in den frühen Jahren der Mission eigentlich noch hatten.

NvK: In Ihrem Buch haben Sie erläutert, dass dieser Kontakt ein absolut kritischer Bestandteil der erfolgreichen Strategie im Irak war.

Yon: Es ist kontraproduktiv zu glauben man sei hinter seiner Panzerung sicher. Eine Sache, die sie wahrscheinlich von den Amerikaner und Briten hören werden, ist, dass je dicker die Panzerung ist, desto geringer die Chance, heil herauszukommen. Eigentlich scheint es sicherer im Panzer zu sein als unter freiem Himmel, in der Realität ist genau das Gegenteil der Fall.

Die Soldaten der Einheit, die ich im Irak begleitet habe, verließen ihre Fahrzeuge und gingen zu Fuß hinter den Panzern her. Diese Technik haben auch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg angewandt. Die Devise lautet: Die Infanteristen klären zu Fuß auf. Viele Dinge sind vom Panzer aus nicht sichtbar. Wenn ein Panzer getroffen wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere Soldaten dabei verletzt oder getötet werden, einfach größer. Außerdem wird die Hilfsbereitschaft der Zivilbevölkerung unterschätzt. Die Iraker waren durchaus bereit, die US-Truppen vor Bomben zu warnen. Das taten sie natürlich nicht mehr, wenn sie dazu einen Panzer anhalten mussten.

Der Einsatz von Fahrzeugen hat Konsequenzen, aber man kann den Job auch nicht komplett zu Fuß erledigen. Man muss die Situation einschätzen und die Konsequenzen abwägen. Menschlicher Kontakt ist effektiver als die beste Technik. Wenn die Zivilbevölkerung nicht will, dass man in die Luft gesprengt wird, dann wird das nicht passieren. Ist der Gegenteil der Fall, ist die Chance groß, dass umkommt.

Es liegt in der menschlichen Natur, im Falle einer unklaren Gefahrenlage ins vermeintlich sichere Fahrzeug zu flüchten. Es ist ein Lernprozess, den die deutschen Truppen noch vollziehen müssen.

NvK: Es wird in der aktuellen Diskussion viel über den Ausbildungsstand der afghanischen Sicherheits- und Streitkräfte diskutiert. Ist dieser Ansatz ausreichend oder ist es wichtiger im Feld präsent zu sein und eine Vorbildfunktion einzunehmen?

Yon: Nur eine stabile afghanische Regierung ist ein dauerhafter Erfolgsgarant. Denn, wenn es darum geht, eine afghanische Armee aufzubauen, mangelt es meiner Erfahrung nach den Rekruten nicht an Motivation, sondern an einsatzorientierter und strategischer Ausbildung, was man an einfachen Beispielen erkennen kann. Manchmal hilft es schon, ihnen immer wieder einzubläuen, nicht in der Straßenmitte zu laufen – eine Nachlässigkeit, die tödliche Folgen haben kann. Nur wenn wir sie im Einsatz begleiten und betreuen, können sie die nötige Erfahrung sammeln.

NvK: Oft sind es die einfachsten Fragen, die bei der Lösung des Problems helfen. Welche Fragen sollten die Soldaten im direkten Kontakt mit der afghanischen Bevölkerung stellen?

Yon:„Wie können wir euch helfen und vor allem: wie könnt ihr uns dabei helfen, euch zu helfen?“ Die Afghanen sind wie alle Menschen. Sobald man ihnen etwas gibt, wollen sie mehr. Man gibt ihnen einen Tisch und sie wollen einen Stuhl. Man gibt ihnen einen Stuhl und sie wollen eine Lampe. Man gibt ihnen die Lampe und sie wollen einen Computer. Man muss ein gemeinsames Level für Kommunikation finden und das muss auf unterster Ebene beginnen.

Wir können nicht alle Probleme auf einmal lösen, realistischer weise muss uns klar sein, dass auch in 50 Jahren einige der Afghanen noch nicht über Elektrizität verfügen werden. Noch einmal zusammengefasst sollte eine Frage lauten: „Wie können wir mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen vor Ort in Ihrem Dorf helfen und wie können Sie uns helfen? Wir können nicht alles leisten, aber wir werden Sie nach besten Kräften unterstützen, wenn Sie zu einer Verbesserung der Lage beitragen wollen.“

NvK: Vielen Dank für das Gespräch, Michael.

(Dieser Eintrag ist ein Interview, das ich ursprünglich im Juli 2010 unter dem Titel „Locked in Time - A Look at Afghanistan“ für die Online-Plattform defpro.com gemacht habe. Die Übersetzung stammt von Joachim Turre für eine Veröffentlichung im „Internationalen Magazin für Sicherheit“ [IMS, Ausgabe 3/2010]. Die englische Originalfassung kann in der englischen Ausgabe von Propylon gelesen werden.)


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* Michael Yon ist ein führender Green Beret und arbeitete als Kriegsberichterstatter im Irak und in Afghanistan seit Dezember 2004. Kein anderer Reporter hat so viel Zeit vor Ort bei den Truppen verbracht. Er gehört zu den renommiertesten Journalisten in diesem Bereich. Seine Berichte gingen über das Wall Street Journal, die New York Times, CNN, BBC, Fox und viele andere Medienkanäle um die Welt. Er ist Autor des Buches „Moments of Truths“ und darüber hinaus ein hervorragender und sehr begehrter Fotograf. Seine Beiträge können auch auf seiner Webseite www.michaelyon-online.com gelesen werden.

5. Februar 2010

Das chinesische Dilemma der Weltgemeinschaft


Mit großer Genugtuung habe ich diese Woche gelesen, dass US Präsident Obama sich dazu entschieden hat, den Dalai Lama im Februar in Washington zu empfangen - trotz offener Drohungen Chinas vor entsprechenden Konsequenzen. Vor dem Hintergrund der vor einer Woche stark beschädigten bilateralen Beziehungen, ist dies ein starkes Signal vonseiten der Vereinigten Staaten. Als am vergangenen Freitag mögliche Rüstungsverträge mit Taiwan im Wert von über 6 Milliarden US-Dollar angekündigt wurden (einschließlich bedeutender defensiver Waffensysteme wie den verbesserten PAC-3 Patriot Luftabwehr-Raketen), führte dies zu starken Protesten von chinesischer Seite. China sieht Taiwan weiterhin als eigenes Territorium und empfindet jegliche internationale Beziehungen zur noch unabhängigen Insel als eine Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten. Dasselbe gilt für jegliche Kritik an Chinas Vorgehen und Politik in Taiwan und dem uighurischen autonomem Gebiet Xinjiang im Nordwesten des Landes.

Wie CNN berichtete, warnte Zhu Weiqun, ein hochrangiges Mitglied der kommunistischen Partei und für den Dialog mit Vertretern des Dalai Lama verantwortlich, dass ein Treffen Obamas mit dem tibetanischen Religionsoberhaupt „die Grundlage der US-chinesischen Beziehungen schwerwiegend untergraben“ würde. In einer, meines Erachtens untragbar arroganten Warnung, erklärte Zhu: „Wir werden entsprechende Maßnahmen ergreifen, um involvierten Ländern ihre Fehler aufzuweisen.“ Dies legt eine eklatante chinesische Doppelmoral offen: einerseits wirft China den westlichen Staaten mangelnde Toleranz bzw. Respekt gegenüber der chinesischen Politik und Mentalität vor, andererseits schreibt die chinesische Regierung anderen Staaten vor, wen sie zu empfangen haben und wen nicht und sind darüber hinaus bereit durch „entsprechende Maßnahmen“ Druck auszuüben.

Die US-chinesischen Beziehungen hatten sich im vergangenen Jahr in einer bisher ungekannten Qualität verbessert, nachdem verschiedene hochrangige militärische Delegationen gegenseitige Besuche abgestattet hatten und Obama im November nach Peking reiste. Er bekannte sich zu einer neuen Politik des Dialogs mit China und ließ die chinesische Führung auf eine Abkehr von der Konfrontationspolitik seines Vorgängers hoffen. Die Treffen, die auch eine sehr positiv bewertete Begegnung von Obama und dem chinesischen Staatsoberhaupt Hu Jintao in Kopenhagen einschließen, lieferten zwar nur wenige Ergebnisse oder Veränderungen; allerdings stellten sie einen Dialog dar, der intensiv und vielversprechend war. Seit Dezember 2009/Januar 2010 ist nun bekannt, dass Taiwan, wie bereits in der Vergangenheit, weitere Waffensysteme von der Vereinigten Staaten erhalten soll. Die beiden Staaten haben rege politische, wirtschaftliche und militärische Beziehungen, die ebenfalls den Kauf US-amerikanischer Kampfflugzeuge des Typs F-16A/B, Luft-Luft- und Anti-Schiff-Raketen sowie der oben erwähnten Patriot-Raketen einschließen. Letztere wurden wahrscheinlich von den Vereinigten Staaten mit der strategischen Absicht, über eine vorgeschobene Raketenabwehrfähigkeit durch einen militärischen Partner zu verfügen, an Taiwan geliefert.

Angesichts der von den Vereinigten Staaten wiederholt beteuerte Unterstützung einer Ein-China-Politik, also der Rückkehr Taiwans ins chinesische „Mutterland“ nach nun 61 Jahren, ist die weitere Belieferung Taiwans mit hochmodernen Waffensystemen allerdings fragwürdig. Diese hat verschiedene mögliche und auch tatsächliche Konsequenzen die es wert sind betrachtet zu werden:

1. Wie schon so häufig beobachtet, verschlechtern sich die Beziehungen und somit die gesamte Situation an der Taiwan-Straße mit jeder erneuten Waffenlieferung oder erweiterten militärischen Beziehung, einschließlich gemeinsamer Militärübungen.

2. Es wird die offizielle Politik der Vereinigten Staaten in Frage gestellt, da sich militärische Beziehungen zu Taiwan mit der Unterstützung der Ein-China-Politik nicht vertragen. Wenn sich die Vereinigten Staaten in diese Position manövrieren, unterminieren sie jegliche Verhandlungsbasis und gefährden die selbst beanspruchte Position der internationalen Führerschaft und Vorbildfunktion.

3. Des Weiteren ist die Überlegung interessant, was mit den gelieferten Waffensystemen als auch dem militärischen und industriellen Know-how geschieht, sollte Taiwan tatsächlich wieder (unter welchen Umständen auch immer) von China einverleibt werden. Da dies ja eine mögliche Konsequenz der offiziellen US-Position in Bezug auf die Ein-China-Politik wäre, sollte diese Möglichkeit durchaus betrachtet werden. So besteht natürlich auch jetzt schon die Gefahr eines Informationslecks durch chinesische Infiltrierung in Militär und Unternehmen Taiwans.

Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass die Vereinigten Staaten nicht gleich alles von Taiwan angeforderte Gerät liefern. Aufgrund sicherheitspolitischer Bedenken, wurden zum Beispiel Anfragen Taiwans für den Kauf von F-15 Kampfflugzeugen, als auch des mit Tarnkappentechnologie ausgerüsteten F-35 Joint Strike Fighters, bisher zurückgewiesen.

Mut zur vernünftigen Konfrontation

Eine inkonsequente Haltung in dieser Angelegenheit ist durchaus Schädlich für die Vereinigten Staaten und kann weitreichende Konsequenzen (politisch, wirtschaftlich und militärisch) für die Staaten der Region als auch für die internationale Gemeinschaft haben. Da die Republik China – die nach der Flucht der verbliebenen republikanischen Kräfte vor den maotisch-kommunistischen Gegnern auf 1949 Taiwan entstand – meines Erachtens ein regional-politisch wichtiger Gegenpol zu China darstellt sollten die Vereinigten Staaten vielmehr von der Ein-China-Politik Abstand nehmen und sich zu ihrer offenbaren Affinität zu Taiwan bekennen.

Dies würde allerdings weitreichendere Entscheidungen zur allgemeinen Haltung und Beziehung zur Volksrepublik China erfordern. Es müsste die gesamte westliche Staatengemeinschaft einbezogen werden und eine gemeinsame Position konsequent und ungeachtet der Interessen der Wirtschaft implementiert werden. Davon ist man allerdings sehr weit entfernt und der Wunsch nach einer gemeinsamen, mit Nachdruck bestätigten Haltung bleibt, wie in so vielen Bereichen der internationalen Politik (sogar beschränkt auf kleinere politische Einheiten), wohl nur ein Wunschgedanke.

Obamas Entscheidung den Dalai Lama zu empfangen, ist ein richtiger Schritt zur Unterstreichung der selbstbestimmten Machtposition der Vereinigten Staaten, darf jedoch nicht ohne weitere, konsequente Klarstellung dieser politischen Haltung gegenüber China bleiben, da die Wirkung ansonsten im üblichen und bestimmt bald wieder einsetzenden politischen und wirtschaftlichen Geschachere verpufft.

Dies geht Hand in Hand mit beanspruchten ethischen Prinzipien, die offenkundig in Afghanistan und an anderen Orten der Welt von der westlichen Staatengemeinschaft versucht werden durchzusetzen. In der Tat werden führende Nationen der westlichen Welt, einschließlich Deutschland, nicht müde (wohlgemerkt dort wo es den eigenen wirtschaftlichen Interessen nicht schadet) die durchaus wichtigen Errungenschaften der Menschenrechte und den Willen, diese anderen Nationen angedeihen zu lassen, zu betonen. Insbesondere hat sich der Afghanistan-Einsatz, wie in meinem letzten Beitrag erläutert, bereits in den ersten Jahren in der öffentlichen Darstellung von einem Anti-Terror-Einsatz zu einem Einsatz mit moralisch-ethischen Grundlagen gegen die Taliban gewandelt (womit sich dieser Einsatz völkerrechtlich als Krieg definieren lässt, da er gegen das staatliche Regime der Taliban gerichtet ist und nicht nur gegen eine terroristische Organisation). Es gibt nur wenige Kriege, die eine solche Wahrnehmungsänderung vollzogen haben; hier insbesondere, um ihm der eigenen Bevölkerung besser „verkaufen“ zu können.

Nun unterliegt dies leider eine Doppelmoral, da trotz bekannter und oft monierter Menschenrechtsverletzungen in China, als auch in anderen Staaten der Welt, keine Konsequenzen politischer oder militärischer Art folgen. Es werden zum Beispiel keine Sanktionen in Bezug auf diese Menschenrechtsverletzungen erhoben (wobei ich Sanktionen, angesichts ihrer ausschließlichen Auswirkungen auf die oft schon leidende Bevölkerung des jeweiligen Landes, als eines der am wenigsten zielführenden politischen Mittel erachte), da diese im vorliegenden Fall wiederum wirtschaftlichen Schaden für das eigene Land bedeuten könnten.

Trugschlüsse der Wirtschaft

Mit zweifelhaften Argumenten mischt sich auch die Wirtschaft in die Diskussion ein, die befürchtet einen vermeintlich wichtigen Markt zu verlieren. Tatsächlich wäre ein Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft eine Katastrophe für die Weltwirtschaft, da über die Jahre zahlreiche Interdependenzen im Finanz- und Produktionsbereich entstanden sind, die im Falle eines Zusammenbruchs ungeahnte Auswirkungen nach sich ziehen würden. Dies ist einer der Gründe, den die Wirtschaft häufig für ein Beibehalten des Dialogs und der Kooperation auf allen profitablen Ebenen und darüber hinaus anführt. Der chinesische Markt wird also in die Schutzhaft der westlichen Wirtschaftswelt genommen, allerdings aus eigener Angst vor dessen wirklichen Ausmaßen und ihm innewohnenden Macht.

Es wird sich aber auch auf das scheinbar paradoxe Argument berufen, dass insbesondere wirtschaftliche Beziehungen und Niederlassungen in China zu einer Verbesserung der dortigen sozialen und Arbeitszustände führen können. Begründet wird dies mit dem Einfluss und den Standards der westlichen Unternehmen, die dann in Niederlassungen in China angewandt werden oder sich auf dort ansässige Zulieferer auswirken. Dies ist allerdings ein Trugschluss und trifft nur auf wenige Großunternehmen zu, die über die erforderliche, wirtschaftliche Machtposition verfügen um ansatzweise ihre Standards und ihr soziales Verständnis zu oktroyieren oder langsam durchzusetzen.

Ein wirklicher Einfluss, der die Grundlagen chinesischen Verständnisses von Arbeitsrechten, sozialer Verantwortung und, im Entferntesten, Menschenrechten erschüttern, geschweige denn verändern könnte, kann nicht von einzelnen, in der Regel nicht untereinander koordinierten Unternehmen ausgehen. Und ob sich nun die Zustände durch vereinzelte „Einflussnahme“ unabhängiger Unternehmen, oder doch eher durch eine langfristig angelegte, einheitliche China-Politik der westlichen Welt verändern lassen, bleibt fraglich. Letzteres würde allerdings den Druck auf China in einem Maße erhöhen, dass die Führung des Landes und den Markt, der ohne ausreichende politische und ethische Regelungen als auch ohne eine historisch angemessene Entwicklung ausufert, in eine gesündere Relation zur übrigen Welt versetzen könnte.

Die Wirtschaft, als treibender Faktor der Entwicklung im späten 20. und im 21. Jahrhundert, muss sich hier ihre Grenzen eingestehen, da sie bei genauem Hinsehen feststellen muss, dass keine von außen kommende Einflüsse das allgemeine chinesische Verständnis und Gedankenkonstrukt verändern können. Ein Wandel kann in diesem Land, das zwar Zentral regiert, allerdings stark regional und lokal geprägt und gesteuert ist, nur aus inneren Antrieben entstehen. In den Großstädten vollzieht sich bereits ein Wandel. Allerdings nur so weit, dass China nun die bisher „verpassten“ Annehmlichkeiten der Industrienationen genießt und bis in neue Extreme hinein ausreizt. In den letzten 20 Jahren gab es eine verstärkte Verhaltensanpassung der Bevölkerung. Von einer Veränderung der Mentalität möchte ich nicht sprechen, da diese sich nicht wirklich eingestellt hat. Vielmehr kommt vor allem die ostchinesische Bevölkerung vermehrt mit einer neuen, bunten Wirtschafts- und Konsumwelt in Kontakt und geht darin auf. Ob dies auch Auswirkungen auf politisches Verhalten und gar auf die Regierung haben wird, muss sich noch zeigen. Hoffnungsschimmern, wie zum Beispiel der offenere Dialog mit den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr, folgen allzu häufig dicke, dunkle Wolken, die allerdings das tatsächliche Bild des modernen Chinas wieder schärfen.

Politische Beziehungen neu definieren

Bisher waren die einzigen gestaltenden Faktoren der politischen Beziehungen der westlichen Welt zu China wirtschaftliche Interessen, politische Furcht und trügerische Selbstüberschätzung des Westens. Die wenigen Mahnungen zu mehr sozialer Verantwortung und Reife Chinas, die nur vereinzelt angesetzt werden und nicht mit den nötigen Nachdruck verliehen bekommen, verpuffen angesichts der Unbeweglichkeit des chinesischen kommunistischen Regimes als auch der Ehrfurcht vor einer zügellos emporschießenden Wirtschafts- und Militärmacht.

Möchte der Westen allerdings glaubwürdig bleiben und auch weiterhin seine Führungsstellung behaupten, so muss er einen gemeinsamen und konsequenten Kurs gegenüber der chinesischen Regierung einschlagen. Dieser sollte auf den drei folgenden Prinzipien fußen:

1. Offene Anerkennung der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung Chinas für die Region;
2. Konsequente Kritik der innenpolitischen Verhältnisse;
3. Drohung der politischen Isolierung Chinas, sollte es weiterhin seiner Verantwortung im internationalen Gefüge nicht gerecht werden.

Den Kreis schließend, umfasst die Kritik der innenpolitischen Verhältnisse selbstverständlich auch der weitere Dialog und die politische Unterstützung des Dalai Lamas. Ebenso sollte die internationale Gemeinschaft die islamischen Uiguren nicht kriminalisieren oder aufgrund ihrer zurzeit in den Vereinigten Staaten und Westeuropa nicht modischen Religionszugehörigkeit ignorieren. Sie verfolgen dasselbe, berechtigte Ziel der Anerkennung ihres Status als autonomes Volk, das seine Regierungsform und seine Lebensweise selbst wählen darf, wie es aus die Tibeter tun. Wenn sich Elemente dieser Bevölkerungsgruppe dazu genötigt fühlen, ihre Ziele mit Gewalt durchzusetzen, ist dies angesichts dem ihnen gegebenen Möglichkeiten als auch der historischen Vergangenheit Europas und dem Werdungsprozess der Demokratie seit 1789, durchaus nicht verachtenswert und sollte nicht kriminalisiert werden. Besonders wichtig ist, dass jegliche weitere Unterdrückung vielmehr zu einer Radikalisierung der dort lebenden Muslime führen wird und somit auch dies konträr zum, in Afghanistan geführten Kampf gegen den radikalen, terroristischen Islamismus verlaufen würde.

Allerdings werden Regierungen in der Regel solche Bewegungen nicht offen unterstützen, da es nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu China beenden, sondern auch zu Problemen der eigenen Legitimation gegenüber vereinzelt bestehenden separatistischen Bewegungen führen würde. Wie sollte man einerseits die Emanzipation und politische Selbstständigkeit der Tibeter und Uiguren unterstützten, wenn zu Beispiel Russland und Georgien sich im Kaukasus mit ähnlichen Abspaltungsbewegungen konfrontiert sieht. Es würde sogar Wasser auf die Mühlen der häufig militanten, baskischen Abspaltungsenthusiasten im „Herzen“ Europas gießen. Also wird auch aufgrund der eigenen politischen Erfordernisse der westlichen Gemeinschaft in diesem Fall nicht mit Unterstützung zu rechnen sein.

Die in den westlichen Territorien nachweislich begangenen Menschenrechtsverletzungen sowie die oktroyierte, völkerrechtswidrige Assimilierung der dort lebenden Bevölkerung, sollten in Bezug auf die Beziehungen zu China stärker als bisher gewichtet und unbedingt in eine Neudefinierung der Beziehungen einbezogen werden. Eine solche Neudefinierung bleibt nicht aus, da der zurzeit unkontrollierte Kurs der Beziehungen bereits durch relativ kleine Impulse in äußerst gefährliche Zustände geraten kann. Kaum ein anderes Land kann so viele Grenzkonflikte aufweisen wie China: Indien, Nepal, Laos, Vietnam, die Spratly-Inseln, Taiwan, und die Mongolei sehen sich bereits Jahrzehnte andauernden Querelen mit ihrem großen Nachbar ausgesetzt. Dies hängt nicht nur mit dessen geographischen Ausdehnung zusammen, sondern ist insbesondere durch die außenpolitische Haltung und Mentalität Chinas bedingt, die sich insbesondere von der Verzerrung der eigenen Wahrnehmung aus der Zeit Maos nicht erholt hat. Sie hat vielmehr eine nahezu unnatürliche Entwicklung durchlaufen, die in Konfrontation zur eigenen Region und zur industriellen Welt gerät.

Das stille Pulverfass des Fernen Ostens kann zu einem Umsturz auf der einen oder der anderen Seite führen, sofern man die Seiten in diesem komplexen Umfeld klar abgrenzen kann. Die Zeichen weisen allerdings auf einen abrupten Wandel hin, der sich in der bisherigen Menschheitsgeschichte selten ohne Blutvergießen vollzogen hat. Nicht alle Gesellschaften und Regierungsformen dieser Welt bieten die Grundlagen für eine friedliche Revolution, wie es zum Beispiel die Bevölkerung der DDR – in ihrer ausgeprägtesten Form in den Leipziger Friedensgebeten und -demonstrationen – das Glück hatte zu erleben.

30. Januar 2010

Afghanistan - Einsatz mit Scheuklappen

Der Westen sucht seine Katalaunischen Felder


Ein Thema, das zurzeit alle Gemüter bewegt und das ich auch ein wenig beleuchten möchte, ist der Afghanistan-Konflikt. Leider wird dieses Thema in Deutschland nicht mehr mit ausreichender Objektivität behandelt, da es zu einem Politikum in Verbindung mit einer innenpolitischen Debatte geworden ist. Jedes Thema, dass das Unglück ereilt zu einem Politikum heranzuwachsen, wird auf der politischen als auch auf der gesellschaftlichen Ebene mit starken Emotionen verknüpft und von Interessensvertretern jeder Couleur nach Gutdünken aus seiner ursprünglichen, objektiven Verankerung herausgerissen, um zum Spielball der eigenen Ziele zu werden.
Doch Afghanistan ist mehr als ein für Wahlzwecke missbrauchbares Politikum. Es sind Leben und Hoffnungen eines ganzen Volkes sowie das Leben zahlreicher im Einsatz befindlicher Soldaten, die von der Art der Behandlung dieses Konfliktes unmittelbar abhängig sind. Wie ich außerdem im Folgenden darlegen werde, ist Afghanistan zum Scheideweg der westlichen Welt geworden. Der zentralasiatische Konflikt stellt sogar den letzten Irakkrieg als einen reinen Nebenkriegsschauplatz in den Schatten, wenn man ihn in seinen übergreifenden Zusammenhängen betrachtet. Auch eine mögliche Verschiebung der terroristischen Kernaktivitäten nach Jemen und in den Nahen Osten, wird diesen Konflikt als mögliche Büchse der Pandora nicht abzulösen vermögen.

Hier hat sich die westliche Welt das Schlachtfeld des 21. Jahrhunderts ausgesucht, an dem sie gemessen werden wird. Hier hat sie sich entschieden dem Gegner zu begegnen, den es als aktuell größte Bedrohung auf seine gesellschaftlichen Werte sieht: den fundamentalistischen, radikal-islamischen Terrorismus. Und sie hat sich aus den Versäumnissen des 20. Jahrhunderts heraus die geopolitischen Grundlagen geschaffen, diesem ideologischen Konflikt zahlreiche, über die ganze Welt verteilte Brandherde zu verschaffen, die er für sein Gedeihen benötigt: Zentral- und Westafrika, der Nahe Osten, Zentralasien (vereinzelt auch Südostasien). Zu diesen destabilisierenden Faktoren kommen desweiteren die geopolitischen Erben des Kalten Krieges in Südamerika und im Fernen Osten hinzu, namentlich Venezuela, China und Nord Korea.

Nun da der Schauplatz gewählt ist und wir als Mitglied der Allianz mitgefangen sind müssen wir uns auch der Möglichkeit stellen mit zu hängen. Hier gibt es, gemessen an unserer Stellung im internationalen Gefüge, keine großen politischen Alternativen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir nur über die Rädchen der strategischen Alternativen die Sache zum vermeintlich Guten oder Schlechten mit verändern können. Aufgrund der inkonsistenten und inkonsequenten Politik der vergangenen als auch der aktuellen Regierung, die offenbar den systemischen und gesellschaftlichen Zwängen nicht zu entfliehen vermochten, ist uns selbst das Moment genommen, als Mediator und politischer Gestalter aufzutreten. Uns bleibt nunmehr ausschließlich die Rolle des Truppenstellers, der sich dazu entscheidet entweder am gewünschten Gesamterfolg mitzuwirken oder sich seinen Verpflichtungen zu entziehen.

Die nationale Verantwortung im internationalen Gefüge

Nun möchten die aktuellen Oppositionsparteien und weitere Gegner des Einsatzes, dass wir uns aus Afghanistan zurückziehen – geordnet oder ungeordnet, mit Abzugsfrist oder auch einfach sofort. Jedem Kind, das einen Scherbenhaufen angerichtet hat und noch während des Aufräumens den „Tatort“ verlässt, würden wir die Leviten lesen. Und es genügt in der jetzigen Situation nicht mit dem Finger auf die Vereinigten Staaten, als vermeintlichen Verursacher des Scherbenhaufens zu zeigen.

Es ist irrelevant, wer den Einsatz in Afghanistan begonnen hat oder aus welchen Gründen er begonnen wurde und nun von den involvierten Parteien weitergeführt wird. All diese Fragestellungen, die leider allzu häufig von innenpolitischen Debatten und Interessen geprägt oder zumindest berührt werden, lenken den Blick vom wesentlichen ab. Was allerdings noch gefährlicher ist: sie beeinflussen die Bevölkerung, in der zahlreiche Schichten und Gruppen dazu tendieren die einfachen Lösungen zu befürworten und die am lautesten gebrüllten Schlagworte aufzugreifen. Sie drohen den erforderlichen Rückhalt in der Gesellschaft, der in Großbritannien und den Vereinigten Staaten bis zu einem gewissen Punkt mit einer kulturellen Selbstverständlichkeit gewährt wird, gänzlich zunichte zu machen. 

Die Fakten: Der Einsatz in Afghanistan wurde, in unmittelbarer Reaktion auf die Terrorangriffe auf die Twin Towers und das Pentagon durch al-Qaida am 11. September 2001, von den Vereinigten Staaten initiiert und von den nordatlantischen Alliierten sowie den Vereinten Nationen gebilligt und unterstützt. Wir haben uns als deutscher Staat zur direkten und materiellen Solidarität bereit erklärt. In der internationalen Wahrnehmung, und insbesondere der der Vereinigten Staaten, haben nicht Herr Schröder oder eine Rot-Grüne Regierung dies getan, sondern der, das deutsche Volk repräsentierende Staat.

In diesem Fall „Wortbruch“ zu begehen würde das Ansehen Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft so stark beschädigen, dass es weitreichendere Konsequenzen für die Zukunft des Landes und des westlichen Organismus hätte, als sich die meisten vorstellen können. Viele Bürger möchten aus mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen nicht akzeptieren, dass wir Teil eines internationalen Gefüge sind, das in einer solchen Situation in der wir uns momentan befinden nur wenig Spielraum für nationale Befindlichkeiten zulässt.

Am Scheideweg … in Afghanistan

Wir werden uns in einigen Jahrzehnten an den 11. September als die größte Katastrophe der westlichen Welt zurückerinnern – selbstverständlich gesetzt den Fall, dass nicht noch schrecklichere Ereignisse auf uns warten. Ich sage dies auch nicht ohne Respekt gegenüber den unzähligen Toten der Tsunami-Katastrophe im Indischen Ozean oder der aktuellen Katastrophe in Haiti. Dies waren jedoch Naturkatastrophen die wir als Menschen nicht beeinflussen können und die in Ihren sozialen und politischen Konsequenzen selten das regionale Umfeld überschreiten. Der 11. September könnte sich allerdings als das Anfangsdatum vom Ende der westlichen Dominanz in der Geschichte verankern. Er hat die aus dem Kalten Krieg als „gefühlter Sieger“ hervorgehenden Vereinigten Staaten in ihren Grundfesten erschüttert und einen Prozess in Gang gesetzt, der nun in Afghanistan, Pakistan, am Horn von Afrika und im Iran seine entscheidenden Impulse erhält und uns einem Scheideweg gegenüberstellt, der die Welt sprichwörtlich auf den Kopf stellen könnte.

Dies ist durchaus nicht lapidar daher gesagt. Die sogenannte westliche Zivilisation scheint an diesem, heutigen Punkt der Geschichte zu kulminieren, wie es auch das Römische Reich zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung und seines stärksten geistigen Einflusses erfahren hat. Es ist eine Entwicklung die, historisch gesehen, nach der Selbstfindung europäischer Mächte und Machtgebilde im Mittelalter, mit der Phase begann, in der westeuropäische Nationen die Finger und später ganze Hände nach neuen Gebieten über den ganzen Globus ausstreckten. Portugal, Spanien und das britische Königreich – nebst anderen zunächst weniger bedeutenden Kolonialmächten – formten die moderne, internationale Welt aus dem gröberen Ton vermeintlich weniger weit entwickelter Völker und Kulturen. Auf dieser, für die Weltgeschichte durchaus als traumatisch zu bezeichnenden Entwicklung und endgültigen Dominanzgewinnung der westlichen Welt, fußt zu einem großen Teil das, was uns nun in Afghanistan und an vielen anderen Krisenherden der Welt heutzutage begegnet.

Nun haben sich nicht die Briten, als ein Land das bereits seine Erfahrungen am Chaiber-Pass gemacht hat, sondern die Vereinigten Staaten federführend das Erbe dieser Zeit aufgeladen, indem sie sich, zunächst zur Gewährleistung der eignen nationalen Sicherheit, in diesem konfliktträchtigen Landstrich militärisch eingelassen haben. Als Alliierte der Vereinigten Staaten und Teil der westlichen Welt waren wir nicht in der Position, uns dem moralisch vertretbar zu entziehen. Das aus dem militärischen Blitz-Einsatz gegen die al-Qaida ein völkerrechtlich nahezu als Krieg zu bezeichnender Kampf gegen die Taliban geworden ist, hat diese Unternehmung des Westens an den Rand des Machbaren gedrängt. Es ist vordergründlich ein Kampf für das afghanische Volk geworden. Aus diesem Grund muss man den zu kurz gegriffenen Ausruf „Unsere Sicherheit wird am Hindukusch verteidigt“ ablehnen. Die Gewährleistung unserer nationalen Sicherheit wird angesichts der dezentralen und asymmetrischen Bedrohung nicht an einzelnen geographischen Schauplätzen verteidigt. Dies ist eine globalere Aufgabe, die sich vielmehr an der bedauernswerten wirtschaftlichen Situation der Dritten Welt, der globalisierten, organisierten Kriminalität und der wachsenden religiösen Polarisierung orientiert.

Die Aufgabe, die uns nun in Afghanistan gestellt wurde (ungeachtet der Vorgeschichte), ist es das was wir begonnen haben positiv zu beenden. Das sind wir der afghanischen Bevölkerung schuldig. Auch Deutschland ist dazu verpflichtet, denn es hat 2001 das Heft aufgenommen und kann es nun nicht im in Kunduz aufgewirbelten Staub einfach fallen lassen. Wir würden durch einen übereilten Abzug das Land einem grausamen Bürgerkrieg mit anschließender zweifelhafter Herrschaft überlassen. In unserer globalisierten Welt mit den moralischen Ansprüchen die unsere westliche Welt für sich selbst erhebt, können solche Zustände nicht ignoriert werden.

Darüber hinausgehend auch noch einen Zeitpunkt für den Abzug zu nennen ist verantwortungslos, da er 1) in der Regel nicht eingehalten werden kann und vollkommen willkürlich gewählt ist und 2) nur in verantwortungsvoller Übergabe geschehen kann – ein Punkt von dem wir noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entfernt liegen. Was sich leider landläufige durchgesetzt hat, ist das Missverständnis über den vermeintlich von Barack Obama angekündigten Abzugstermin. Bei dem auf Juli 2011 festgelegten Datum handelte es sich nie um einen Abzugstermin. Tatsächlich ging es darum der amerikanischen Bevölkerung einen Endpunkt des nun begonnenen militärischen Vorstoßes aufzuweisen. Dies bedeutet, dass das genannte Datum den Abzug der nun nach Afghanistan strömenden zusätzlichen Truppen darstellt – auch in jenem Hinblick verständlich, dass es unglaublich teuer wäre die nunmehr 100.000 US-Soldaten im Auslandseinsatz einschließlich des erforderlichen Materials auf Dauer zu bezahlen. Es soll daher das zeitliche Ziel für eine erfolgreiche Normalisierung der zurzeit aus der Hand geratenen Situation sein und bildet in keiner Weise einen vorgesehenen Endpunkt des Einsatzes.

Nun orientieren sich deutsche Politiker an diesem Datum und glauben tatsächlich, ungeachtet der Gegebenheiten, das Ende des Einsatzes am Horizont zu erkennen und dies der mürbe werdenden öffentlichen Wahrnehmung aufweisen zu können, um den Erwartungsdruck auf die Politik zu verringern. Doch wir werden sehen, dass der militärische Kampfeinsatz noch mindestens ein halbes Jahrzehnt andauern wird, sofern sich nicht eine politische Lösung mit den Taliban finden lässt, deren Ansätze im Vorfeld der Afghanistankonferenz in London zu erkennen sind. Und auf erst auf das erfolgreiche Ende eines solchen Kampfeinsatz kann ein Jahrzehnte langer Aufbaueinsatz in relativ sicherem Umfeld folgen.

Unnötige Versäumnisse

Zum Vorgehen der Alliierten in Afghanistan kann man im Einzelnen selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein. Durch zahlreiche Versäumnisse haben die Alliierten die Situation und die Initiative aus den Fingern gleiten lassen. Es ist immer einfach, im Nachhinein einen komplexen Faktoren unterliegenden Sachverhalt zu kritisieren. Aber eben aufgrund der Tatsache, dass wir solche Entwicklungen nur bedingt steuern bzw. vorauszuahnen können, ist es entscheidend, sich der Geschichte zu bedienen. Sie ermöglicht es 1) Zusammenhänge zu verstehen, auf denen heutige Situationen basieren und 2) vergleichbare Situationen in vergangenen Zeiten zu erkennen und sich der dort bereits gefundenen Lösungsansätze zu bedienen, indem man sie den heutigen Gegebenheiten anpasst.

In Afghanistan drängen sich geradezu die Vergleiche mit historischen Ereignissen auf – und dies beschränkt sich nicht nur auf Vietnam. Die Entscheidungsträger der Vereinigten Staaten (zivil wie militärisch) weigern sich jedoch bisher vehement einen Vergleich mit Vietnam zuzulassen. Selbstverständlich sind die politischen, geographischen, gesellschaftlichen und auch technischen Gegebenheiten grundlegend verschieden. Jedoch gibt es in einigen sehr wichtigen Bereichen verwandte Grundlagen, die es durchaus wert sind, betrachtet zu werden: das Taktische und das Zwischenmenschliche.

Taktisch liegt ein Gegner vor, der asymmetrisch und dezentral operiert. Dies mag in Vietnam in strategischer jedoch nicht in taktischer Hinsicht anders gewesen sein. Auf taktischer Ebene war die Lehre der US-Soldaten in Vietnam häufig die der Anpassung an den Gegner und seine Vorgehensweise. Die technische Überlegenheit war nur bis zu einem gewissen Punkt der symmetrischen Auseinandersetzung Erfolg bringend. Doch der nagende Guerillakrieg war der entscheidende Faktor, der auch einen siegessicheren Goliath in die Verzweiflung treiben konnte und zur traumatischen Erfahrung einer ganzen Generation der Vereinigten Staaten wurde als auch gesellschaftliche Auswirkungen in der ganzen westlichen Welt mit sich brachte. In Afghanistan müssen die Alliierten erneut die Initiative gewinnen und sich auf den Gegner einlassen. Die neue Strategie des US-Präsidenten ist ein erster Schritt, der allerdings nicht aus allein numerischen Gesichtspunkten den Erfolg bringen kann. Die vielbeschworenen „lessons learned“ müssen angewandt werden – auch die der vergangenen Konflikte.

Auch in Vietnam ging man als vermeintlicher Befreier und Heilsbringer in ein fremdes Land und wurde nach kurzer Zeit in der Bevölkerung als Besatzer und „Brandstifter“ wahrgenommen. Und genau auf diesem schmalen Grat bewegen sich zurzeit die Alliierten. Sie drohen auch den Kontakt zur Bevölkerung zu verlieren, der noch in einigen Teilen des Landes vorhanden ist. Noch kann die Situation gestaltet werden. Nicht die Regierung in Kabul muss gestärkt werden. Das Verhältnis der örtlichen Truppen zur Bevölkerung muss verbessert werden. Es muss ein dauerhafter und effektiver Schutz gewährleistet werden, der durch einen Parallel laufenden Wiederaufbau unterstützt wird. Nur wenn der Bevölkerung eine wirtschaftliche und soziale Perspektive gegeben wird, werden die Rekrutierungszahlen der Taliban und der terroristischen Gruppierungen sinken. Die aktuelle Wunschvorstellung der deutschen Politik, sich aufgrund innenpolitischen Drucks ausschließlich dem Wiederaufbau und der Ausbildung afghanischer Kräfte zu verschreiben, ignoriert die militärischen Gegebenheiten, die auch hoch-intensive Kampfhandlungen umfasst.

Regelmäßig werden deutsche Soldaten mit selbstgebauten Sprengsätzen als auch Panzerabwehrwaffen, sogenannte RPGs (rocket propelled grenades), angegriffen, die nur aufgrund der erhöhten Panzerung von Fahrzeugen im Einsatzland als auch aufgrund der bedingt professionellen Fähigkeiten des Gegners noch nicht zu höheren Verlusten auf deutscher Seite geführt haben. Allerdings liegen auch Berichte vor, dass die Taktik der Angreifer sich stetig verbessert und die Hinterhalte häufig gut durchdacht sind. Durch die negative Entwicklung der strategischen Gegebenheiten im Norden – bedingt durch veränderte Logistikwege, und den Rückzug der Taliban aus dem zu heiß gewordenen Süden in der Folge alliierter Offensiven – sehen sich die deutschen Soldaten nun seit Monaten einer verschärften Sicherheitslage ausgesetzt auf die sie schlichtweg nicht vorbereitet waren.

Die deutsche Führung hat es versäumt den unmittelbaren und dauerhaften Kontakt zur Bevölkerung im eigenen Verantwortungsbereich aufrecht zu erhalten, um den Taliban den Rückzug in diese bislang friedlicheren Gebiete zu erschweren. Diesen Fehler haben auch andere Nationen in verschiedenen Bereichen des Landes begangen. Es ist allerdings äußerst schwierig Soldaten eines seit über 60 Jahren friedensverwöhnten Landes auf einen solchen Gegner und solche Umstände vorzubereiten – von der untersten bis zur obersten Ebene. Die Länder, die die militärisch größeren Erfolge, bei gleichzeitig höherem Blutzoll, verzeichnen haben in den vergangenen Jahrzehnten an verschiedenen Fronten ihre Erfahrungen machen können, von denen sie nun profitieren können.

Die letzte Hoffnung der Bundesrepublik den Einsatz mit erhobenem Kopf beenden zu können ist ein Erfolg der neuen US-Strategie. Sollte diese Truppenaufstockung nicht die Initiative im Land zurückgewinnen und den Aufbauhelfern und Ausbildern ein relativ sicheres Umfeld für ihre Arbeit bietet, ist eine für Afghanistan zukunftsfähige Lösung kaum noch in Sicht. Und eine, wie von Präsident Karsai und der Bundesregierung angestrebte Übergabe der Verantwortung an die Afghanische Nationale Armee sowie die afghanischen Sicherheitskräfte bis 2014 steht, angesichts der mangelhaften Ausbildung, der noch viel zu geringen Personalstärke als auch der Behinderung durch fehlende Strukturen und florierende Korruption, auf sehr wackeligen Beinen. Diese ehrgeizige Planung kann nur mit Hilfe der 30.000 zusätzlichen US-Soldaten gestemmt werden. Diese hat Obama nicht für eine Intensivierung der Kampfhandlung sondern insbesondere für die Ausbildung der afghanischen Kräfte entsandt. Sie werden auch unter anderem im deutschen Verantwortungsbereich die Ausbildungsaktivitäten unter deutscher Führung verstärken.

Der Druck zum richtigen Handeln

Auch dank der Informationstechnologie, hat es wohl noch keine kriegsähnliche Situation in der Weltgeschichte gegeben, in der so detailliert und .vielfältig über die eigenen Bemühungen berichtet wird. Was im zweiten Golfkrieg unter George Bush Senior als eine mediale Revolution erachtet wurde, wird nun im Zeitalter der „Social Networks“ und der sekündlichen, multi-medialen Nachrichten-Aktualisierung bis zur Übersättigung betrieben. Die Nachrichtenfülle, insbesondere der Regierungen der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs, Kanadas und Australiens (Deutschland muss hier noch seine Hausaufgaben machen), sollte auch nicht zwingend als Propaganda sondern vielmehr als Segen betrachtet werden. Denn die Dinge die dort berichtet werden, geschehen in der Regel auch tatsächlich. Es liegt nicht nur am Wunsch der Regierungen die Informationen zu lenken, sondern es entwickelte sich aus dem Druck der Gesellschaft heraus, zu erfahren was passiert … Hauptsache etwas erfahren, nicht im unerträglichen Dunkel oder künstlich erzeugten Dunst verbleiben!

Wie man auch am Beispiel des Irans sehen kann, gelingt es Regierungen immer weniger ungeliebte Informationen nicht nach außen dringen zu lassen und alle Kommunikationswege zu kontrollieren. Vieles was früher nie aufgedeckt worden wäre kam über den einen oder anderen Weg zu Tage. Zahlreiche westliche Regierungen haben dies verstanden und sind dazu übergegangen dem allgemeinen Informationsdurst und medialen Druck durch mehr Transparenz und vor allem durch mehr Aktivität zu begegnen. Als Bevölkerung müssen wir diese Entwicklung als Chance begreifen, eine größere Kontrolle und einen größeren Druck zu verantwortungsvollem und richtigem Handeln auf die Regierungen auszuüben. Auf die Oppositionsbewegung im Iran anspielend, ist im Internet nun schon die Frage aufgetaucht, ob Twitter Regime stürzen könne. Im Fall von Afghanistan und den US-Aktionen im Grenzgebiet zu Pakistan ist die mediale Transparenz ebenfalls ein wichtiges Steuerungsinstrument.

Der Druck auf die Vereinigten Staaten, aufgrund ständiger Berichte über zahlreiche zivile Opfer bei Angriffen auf Aufständische mithilfe unbemannter Flugzeuge, wächst stetig – nicht nur durch die pakistanische Regierung. Es kann nur gehofft werden, dass die Vereinigten Staaten, wenn nicht aus eigener Einsicht so zumindest durch diesen Druck, diese kontraproduktiven Angriffe einstellen und auch hier ihre Strategie überdenken. Angeblich wurde auf der Afghanistan-Konferenz in London beschlossen stärker auf die Vermeidung ziviler Opfer zu achten. Die Vereinigten Staaten hätten schon aufgrund des gesunden Menschenverstands und der Warnungen zahlreicher Experten vor den negativen Auswirkungen dieser Angriffe hören sollen. Es ist nur verständlich dass zivile Opfer den Rekrutierungsbemühungen der Taliban und der terroristischen Gruppen in die Hände spielen und die Bevölkerung, die besonders in den abgelegenen paschtunischen Gebieten der Grenzregion von elementarer Bedeutung im Kampf gegen der Terror sind, sich gegen die Alliierten als auch gegen die pakistanische Regierung stellen.

Der Islam ist eine Möglichkeit, kein neuer Gegenpol

Nun stemmt sich der Westen nach dem Versuch der Überwindung des Kommunismus im späten 20. Jahrhundert gegen den neuen ideologischen Opponenten des 21. Jahrhunderts: den Islamismus. Was nicht unbedingt zum Kampf gegen den Kommunismus erforderlich war, nämlich diesen und seine ideologischen Ausprägungen und sozio-kulturellen Einflüsse zu verstehen, ist beim Islamismus unerlässlich. Allerdings ist der Versuch des Verständnisses und des daran anschließenden Dialogs nicht am Islamismus anzusetzen, sondern am Islam selber.

Angesichts der wachsenden fundamentalistischen Tendenzen in Reaktion auf ein wirtschaftliches und ideologisches Gefälle zwischen den Industrienationen und der Dritte Welt, ist eine Stärkung des moderaten Islams, in der im Ansatz aufklärerischen Tradition der islamischen Gelehrten des Mittelalters, von besonderer Wichtigkeit. Der Islam verfügt in seinen Grundprinzipien über ein außerordentliches Potential, trifft er auf liberale Geister. Dies, ebenso wie ein für die historischen Verhältnisse friedliches und fruchtbares Zusammenleben der Kulturen und Religionen, hat die Geschichte mannigfaltig bewiesen.

Soziale und ideologische Gefälle schaffen in jeder Gesellschaft, im Kleinen wie im Großen, Konflikte  und stark divergierende Tendenzen. So ist es von grundlegender Bedeutung den Dialog zwischen westlichen Regierungen und islamischen Gelehrten zu verstärken. Nicht die einflussreichen Meinungsführer des Islams, die sich häufig genug mit der ebenso unflexiblen katholischen Kirche reiben, müssen in den Dialog einbezogen werden. Es müssen den islamischen Gelehrten und Wissenschaftlern prominentere Plattformen geboten werden sich zu äußern und reformatorische Kräfte animieren und freisetzen zu können. Der Islam hat in seiner Geschichte bereits Wandlungen vollzogen und muss sich im natürlichen Fortschreiten der Geschichte auch weiterhin solchen Wandlungen stellen, um den Anschluss zur übrigen Welt und zur eigenen Gesellschaft zu halten. Dies schließt selbstverständlich ein Festhalten an dogmatischen Prinzipien nicht aus – dieses Recht nehmen sich ja auch die beiden anderen Abrahamitischen Religionen heraus.

So muss nun der öffentlichen Wahrnehmung des Islams als einem neuen ideologischen Gegenpol entgegen gesteuert und der Dialog gesucht werden – wohlgemerkt mit den westlichen Regierungen und nicht den christlichen Kirchen die hierzu zu ungelenk sind und kein direktes Interesse an einem schnellen Vorankommen haben. Auch in Afghanistan wird das Sich-Einlassen auf die dort vorherrschenden kulturellen und religiösen Hintergründe die einzige Möglichkeit sein, der Bevölkerung zu zeigen, dass man es dort ernst meint und sich nicht als Heilsbringer und Zivilisationsstifter sondern eher als Unterstützer und Partner versteht.

Zurzeit sind die Vereinigten Staaten jedoch aus nachvollziehbaren, nationalen Interessen eher auf der Suche nach ihren Katalaunischen Feldern, die die erhoffte Wendung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus bringen sollen. Doch so „einfach“ wie im Jahr 451 n. Chr. wird es nicht werden und al-Qaida hat es bereits geschafft den Vereinigten Staaten zu zeigen, dass sie diese Wende allein in Afghanistan nicht erreichen werden. Schon schwelen neue Brandherde.

29. Januar 2010

Einleitende Worte


Bevor nun dieses noch junge Journal seinen Weg zu gehen beginnt, noch einige Worte zu meinen Absichten, die über die Kurzdarstellung der "Randnotiz" hinausgehen.

Wie zusammenfassend erläutert, werde ich hier zu Themenkomplexen und Ereignissen schreiben, die mir in meinem privaten als auch beruflichen Leben begegnen und mich derart interessieren, dass ich meine Meinung zu diesen Inhalten mitteilen möchte und ich sie für wert erachte die wertvolle Zeit derer, die sich die Mühe machen die Beiträge zu lesen, damit zu beanspruchen.

Die Themen werden sich wohl - sofern dies im Voraus gesagt werden kann - um die gute alte Politik, Geschichte, Rüstung und Verteidigung, Religion und Philosophie sowie allgemeine Dinge drehen.

Sofern es mir zeitlich möglich ist, werde ich Beiträge in deutscher und englischer Sparche veröffentlichen, weise jedoch bereits zu Anfang darauf hin, dass ich mich nicht den Zwängen einer festgelegten Veröffentlichungspflicht unterwerfen möchte und werde. Daher bitte ich um das Verständnis der Leser, sollte bis zum nächsten Beitrag doch mehr Zeit als erwartet verstreichen.

Ich wünsche den Lesern eine interessante Lektüre und bitte etwaigen Fehlern in den Beiträgen mit Milde zu begegnen. Ich weise auch direkt zu Beginn darauf hin, dass es mir ab und zu passiert ins Englische oder Französische abzugleiten. Im Fall von Zitaten werde ich mich jedoch bemühen eine sinngemäße Übersetzung anzubieten.

Hinweise, Anregungen und Meinungen zu den Beiträgen sind willkommen, unterliegen jedoch auch meiner bescheidenen Willkür auf dieser Seite.

Abschließend ein Zitat das den anspruchsvollen Wunsch für den zukünftigen Tenor dieses Journals in ebenso historische wie nachzueifernde Worte fasst:

„Bei diesem wie bei jedem anderen Thema spreche ich eine kräftige und verständliche Sprache. Ich gebe mich nicht mit Hinweisen und Andeutungen ab. Ich habe dafür mehrere Gründe: erstens, damit ich deutlich verstanden werde; zweitens, damit man einsehe, dass ich es in allem Ernst meine; und drittens, weil es eine Beleidigung der Wahrheit ist, wenn man die Lüge mit Nachsicht behandelt.“ – Thomas Paine